Nr. 2018 | 2019 | 2020
Der online Nachhaltigkeitsbericht

nachhaltige produkte

Nachhaltig wirtschaften bedeutet auf Unternehmens- und auf Produktebene mehr Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen.

Nachhaltigkeit ist bei der Produkt- und Technologieentwicklung ohne Innovationen im Unternehmen undenkbar.

INNOVATIONEN TREIBEN, PROZESSE OPTIMIEREN.


Als Entwicklungs- und Technologiepartner von Unternehmen weltweit, agiert OTTO FUCHS in einem wettbewerbsintensiven Marktumfeld. Digitalisierung und Automatisierung, die fortschreitende Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Mobilität sowie die zunehmende Bedeutung von Klima- und Ressourcenschutz, eröffnen uns und unseren Kunden attraktive Chancen – und stellen uns zugleich vor große Herausforderungen.

Unser strategisches Ziel ist es, unsere Kunden stets mit maßgeschneiderten Produkten und Lösungen auf höchstem Niveau zu versorgen und eine führende Rolle auf dem Markt einzunehmen. Um diesen Anspruch zu erfüllen, unser Kerngeschäft so wirtschaftlich wie möglich zu betreiben und die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens zu stärken, arbeiten wir an der kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen, Werkstoffen und Produkten. Zudem investieren wir konsequent in unsere unternehmenseigene Forschung und Entwicklung sowie in gezielte Innovationsaktivitäten. Der Fokus richtet sich dabei sowohl auf die Produkte selbst als auch auf Werkstoffe, Fertigungstechnologien sowie den Betrieb und Weiterentwicklung unserer Anlagen. Unser Anspruch ist es, Qualität und Wirtschaftlichkeit mit Energie- und Ressourceneffizienz zu verbinden und mit unseren Produkten über deren Nutzungsdauer hinweg zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen. Dazu kooperieren wir bei vielen Projekten eng mit Kunden sowie Forschungs- und Entwicklungspartnern.
 

Seit 2016 tragen wir das Qualitätssiegel "Innovativ durch Forschung"

Innerhalb unseres Unternehmens sind das Innovationsmanagement sowie die Vor- und Serienentwicklung in einen übergreifenden systematischen Prozess integriert, der von dem Ressort Forschungs- und Entwicklung zentral in Meinerzhagen gesteuert wird. Durch eine enge Vernetzung und systematische Zusammenarbeit mit den Produktsparten, wird eine gezielte Entwicklungs-Roadmap, unter anderem orientiert an strategischen Zielen, verfolgt. Während sich unser Innovationsmanagement dabei stark auf neue Technologien und zukunftsweisende Trends fokussiert, haben wir für die Weiterentwicklung und Optimierung bestehender Prozesse und Themen bereits vor Jahren einen Vorentwicklungs- und den OTTO FUCHS spezifischen, kontinuierlichen Verbesserungsprozess eingeführt. Darüber hinaus motiviert OTTO FUCHS alle Beschäftigten, eigenständig in ihren Abteilungen und Teams an laufenden Verbesserungen der Produkt- und Prozessqualität zu arbeiten. Unterstützung bieten dabei systematische Methoden und Programme wie Six Sigma, 6A und TOMIS (Team-Orientiertes Mitarbeiter-Instandhaltungs-System).

„NACHHALTIGES DENKEN UND HANDELN IST FÜR UNS HEUTE EINE FESTE GRÖSSE IM LASTENHEFT.“

Im Gespräch bei OTTO FUCHS: Dipl.-Ing. (TH) Jörg Ihne, CTO und Leiter des Bereichs Forschung & Entwicklung, Dr. Lukas Kwiatkowski, Leiter des Innovationsmanagements und Dr. Thomas Witulski, Leiter Werkstoffe & Prozesse 

Herr Ihne, Herr Dr. Kwiatkowski, Herr Dr. Witulski, die Forderung zur Entwicklung nachhaltiger Produkte ist in der breiten Öffentlichkeit so etwas wie ein „Buzzword“ geworden. Was kann OTTO FUCHS aus der Position des Zulieferers heraus in der Entwicklung und Serienfertigung von Produkten beispielsweise für Autos, Flugzeuge oder die Bahn dazu beitragen, dass „Produkte“ nachhaltiger werden?

J. Ihne: Eine signifikante Reduktion des CO2-Ausstoßes und die damit einhergehenden Klimaziele, können nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung erreicht werden, die alle Wirtschaftsbereiche und alle Energiesektoren umfasst. Insofern ist natürlich auch OTTO FUCHS als maßgebliches Zulieferunternehmen der Mobilitätsindustrie gefordert, dazu einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Die entscheidenden Stellhebel zur ökologischen Optimierung der Prozesskette hat jetzt die Politik über die CO2-Bepreisung geliefert, aus der heraus sich unmittelbar neue Wertmaßstäbe für die Entwicklungs- und Fertigungsprozesse bei OTTO FUCHS entwickelt haben. Den detaillierten Rahmen dazu setzen jetzt erst einmal die Kunden – und unsere Aufgabe ist es, eben diesen Rahmen durch die innovative Entwicklung der Produkte und durch ressourcenschonende Prozesse möglichst nachhaltig aufzuladen.

L. Kwiatkowski: Für uns hat sich damit das Lastenheft im wahrsten Sinne des Wortes gewissermaßen um den Begriff „Klimaemissionen“ erweitert. Denn während Nachhaltigkeit früher durch den für OTTO FUCHS typischen Leichtbau mit konsequentem Recycling aller internen Werkstoffe eher das Resultat unserer Arbeit war, ist es heute eine klare Zieldefinition mit der Messgröße CO2-Bilanz. Da die Kunden ihre Aufträge in der Regel aber (noch) nicht CO2-orientiert vergeben, bedeutet nachhaltige Entwicklung für uns vor allem eine Betrachtung der Prozesse, um dort über kontinuierliche Verbesserungen zum Beispiel wertvolle Ressourcen wie Energie oder Material einzusparen. Das Bewusstsein und die Tools dafür haben wir!

T. Witulski: Das heißt konkret, dass die CO2-Reduzierungen, die wir in der Vergangenheit im Wesentlichen im eigenen Haus betrachtet und durchgeführt haben, künftig nicht mehr ausreichen. Denn mittlerweile muss die gesamte Prozesskette, vom Erz über die Elektrolyse bis zum Recycling des Bauteils am Ende des Lebenszyklus, betrachtet werden. Dadurch wird zum Beispiel die Verwendung von sogenannten End-of-life-Schrotten zur Herstellung neuer, hochwertiger Bauteile ohne Qualitätsverlust notwendig – was wiederum neue Aufgaben für die Werkstoff- und Prozessentwicklung bei OTTO FUCHS mit sich bringt, die nur in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden realisiert werden können.

L. Kwiatkowski: Diese wichtigen Stellhebel, die unser Innovationsteam direkt als technische Herausforderung annimmt und in Prozessverbesserungen übersetzt, bei denen am Ende nicht primär die Wertschöpfung pro Kilo Material im Vordergrund steht - sondern die ganzheitlich betrachtete Wertigkeit, beispielsweise eines Leichtbaulenkers, allein schon dadurch, dass wir ihn auf Basis optimierter Werkstoffeigenschaften, bei identischer Gesamtperformance mit weniger Material und geringerem Energieeinsatz herstellen können.


Inwieweit spielen dann dabei zur Differenzierung die Werkstoffeigenschaften eine wichtige Rolle für OTTO FUCHS?

T. Witulski: Sicherlich sind die heute eingesetzten Werkstoffe schon auf einem sehr hohen Leistungsniveau. Deswegen ist auch die Verbesserung immer im Kontext mit dem gesamten Prozess zu sehen. In dieser Kombination ergeben sich viele neue Möglichkeiten. Gerade am Beispiel Horizontalguss konnten wir so nachweisen, dass dieser Prozess durch seine signifikant bessere CO2-Bilanz extrem zukunftsfähig ist, wenn wir durch eine optimierte Werkstoffzusammensetzung und angepasste Fertigungsparameter das gesamte Potenzial heben.

Nachhaltigkeit ist für uns kein Modetrend: Richtig umgesetzt und konsequent von allen Mitarbeitern gelebt, kann sie Innovationstreiber und Erfolgsfaktor sein. 

Um solche Ziele zu erreichen, müssen aber doch immer zwei entscheidende Faktoren stimmen: die Menschen, die die Prozesse nachhaltig denken, und die Tools, um die Prozesse nachhaltig aufzustellen. Wie sehen Sie diese Einflussgrößen und ihre Wechselbeziehungen?

L. Kwiatkowski: Bei OTTO FUCHS ist eine Kultur der Nachhaltigkeit definitiv bei allen Mitarbeitern schon lange im Kopf verankert. Einfach aufgrund des Selbstverständnisses, das grundsätzlich im Unternehmen durch die Verarbeitung von hochwertigen und damit teuren Werkstoffen herrscht. Über die Diskussionen um mehr Nachhaltigkeit, über die Einführung energiesparender Fertigungsprozesse – Stichwörter: 540- und 300-MN-Presse, Horizontalguss –, über Impulse wie der OTTO FUCHS Batterieboden für E-Fahrzeuge oder über die Baumpflanz-Aktion ist dieses Selbstverständnis jetzt nur noch deutlicher in den Vordergrund gerückt und wird auf allen Ebenen noch intensiver gelebt. Wir vom Innovationsteam sehen uns in diesem Zusammenhang wie eine Art Inkubator, durch den die Bewegung weiter vorangetrieben und beschleunigt wird.

J. Ihne: Und dann schließt sich in der Forschung und Entwicklung ein Kreis, denn hier zahlt sich die Philosophie von OTTO FUCHS besonders aus, die Mitarbeiter intensiv in alle Prozesse einzubinden. Schließlich sind sie selbst es, die die einzelnen Prozessschritte in einem sehr hohen Detaillierungsgrad kennen und zum Beispiel über Verbesserungsvorschläge für eine Reduzierung des Einsatzgewichtes von Teilen, für eine Verringerung von Arbeitsschritten oder für Verbesserungen in der Fertigungstechnologie sorgen. Hier wird zugleich deutlich, dass „Nachhaltigkeit denken“ bei OTTO FUCHS immer mehrdimensional ist – von der Optimierung der zum erheblichen Teil im eigenen Haus hergestellten Werkstoffe über den Einsatz speziell für uns entwickelter Fertigungsmaschinen, bis hin zu deren optimalem Betrieb. Das alles sind Faktoren, die wir selbst in der Hand haben und die wir im Sinne der Nachhaltigkeit sehr intensiv zu beeinflussen wissen.


Womit Sie in unserem Gespräch eine elegante Überleitung zu eventuellen neuen Fertigungsverfahren geschaffen haben, über die OTTO FUCHS vielleicht noch nachhaltiger werden könnte ...

T. Witulski: Wenn der Begriff „Fertigungsverfahren“ im Sinne konkreter Herstellungsprozesse verstanden wird, dann gilt zum einen, dass wir selbstverständlich ständig nach ergänzenden oder substituierenden Verfahren forschen, mit denen wir die OTTO FUCHS Produkte auf dem bekannt hohen Leistungsniveau anbieten können. Ein sehr publikumswirksames Beispiel hierfür ist der 3D-Druck. Bezogen auf unsere etablierten Werkstoffe und Fertigungsprozesse müssen wir gleichzeitig feststellen, dass wir uns hier schon auf einem sehr hohen Nachhaltigkeitsniveau befinden, denn sie sind weitestgehend ausgereift. Aber – und das ist jetzt unsere Herausforderung: Hier können wir trotzdem noch an vielen kleineren Stellschrauben nachjustieren, und zwar vorrangig wiederum mit den Zielen, die Werkstoffeigenschaften zu verbessern und damit den Werkstoffeinsatz und/oder den Energieverbrauch zu reduzieren.

L. Kwiatkowski: Ein zentraler Ansatz ist dabei aktuell eine möglichst weitgehende Digitalisierung unserer Prozesse. Dazu gehört auf der einen Seite zum Beispiel die Einführung von Assistenzsystemen, über die wir in der Fertigung ein noch höheres Qualitätsniveau unserer Produkte absichern, also Ausfälle und damit Ausschuss vermeiden. Wir reden hier im Ergebnis über die Selbstverständlichkeit von Predictive Quality auf Basis von Vitaldaten, mit deren Hilfe schon im laufenden Prozess eventuelle negative Trends erkannt und verhindert werden können, bevor sie „verschwendende“ Auswirkungen haben. Zum anderen sprechen wir bei Digitalisierung über Simulationsmöglichkeiten, beispielsweise entlang eines digitalen Zwillings. Durch solche Anwendungen können wir unter anderem die mechanischen Eigenschaften eines Bauteils vor der eigentlichen Herstellung beurteilen, diese Ergebnisse in die Gewichtsoptimierung der Teile einfließen lassen und die Serienfertigung dann mit verkürzten Anlaufzeiten von Anfang an noch prozesssicherer aufstellen – und auch das ist dann wieder ein messbarer Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit bei OTTO FUCHS.


Um auf den Einstieg unseres Interviews zurückzukommen: Nachhaltigkeit ist bei OTTO FUCHS im Kontext der Forschung und Entwicklung also alles andere als ein Schlagwort, sondern hat viel mehr mit strategischer Zukunftsorientierung, mit Innovationskraft und sogar mit einem gewissen Wandel in der Unternehmenskultur zu tun?

J. Ihne: Das kann man auf jeden Fall so sagen. Es ist in der Tat ein Kulturwandel, durch den das Unternehmen aber ganz konkret fit gemacht wird für die Herausforderungen der Zukunft! Denn gemeinsam mit unseren Kunden stellen wir über unser nachhaltiges Denken, Entwickeln und Fertigen heute die entscheidenden Weichen zum Beispiel für E-Mobilitätskonzepte, die auf der einen Seite weiterhin die Komfortansprüche der Menschen bedienen, auf der anderen aber für eine deutlich geringere CO2-Belastung sorgen, also unmittelbar auf den Klimaschutz einzahlen. Nachhaltigkeit ist damit für OTTO FUCHS viel mehr als nur ein gesellschaftlicher Trend, sondern letztlich die Fortsetzung des Handelns in derselben Verantwortung für die Menschen und die Umwelt, die unsere Geschichte seit der Gründung des Unternehmens vor über 100 Jahren prägt!

Die digitale Transformation ist eine Herausforderung, der wir uns selbstbewusst stellen. 

Dipl.-Ing. (TH) Jörg Ihne ist seit 27 Jahren bei OTTO FUCHS tätig und als Mitglied der Geschäftsleitung für das Ressort Forschung & Entwicklung zuständig. Seit der Neustrukturierung im Jahr 2019 werden, gebündelt mit den Sparten Aerospace und Automotive, die wichtigen Zukunftsthemen von neuen Produkten, Prozessen sowie Werkstoffen bis hin zu den strategischen Themen IT, Digitalisierung und Nachhaltigkeit vorangetrieben. 

Dr. Lukas Kwiatkowski ist seit 8 Jahren bei OTTO FUCHS tätig und im Ressort Forschung & Entwicklung für den Bereich Innovationsmanagement zuständig. 

Dr. Thomas Witulski ist seit 23 Jahren bei OTTO FUCHS tätig und als Prokurist im Ressort Forschung & Entwicklung für den Bereich Werkstoffe und Prozesse zuständig. 

PRODUKTBEISPIELE
 

Bei dem innovativen Batterieträgersystem aus verbundenen Aluminium-Strangpressprofilen geht es nicht allein um das pure Gewicht als solches, sondern um den neuartigen Ansatz für eine optimale Reichweite eines Elektrofahrzeuges, die sich erst über die Kombination aus geringem Gewicht der Struktur plus optimal temperierter Batterie ergibt. Maßgenau, kostengünstig und optisch ansprechend: dank der von OTTO FUCHS patentierten Fügetechnik sind nahezu alle beliebigen Größen möglich.

Schmiederäder von OTTO FUCHS überzeugen mit hervorragenden Werkstoffeigenschaften des geschmiedeten Aluminiums gegenüber Gussrädern und ermöglichen einen Gewichtsvorteil von durchschnittlich 15 Prozent, teilweise sogar bis zu 20 Prozent. Sie senken somit das Gesamtgewicht eines Fahrzeugs und verringern die CO2-Emissionen deutlich. Durchschnittlich kann je gefahrenem Kilometer und jedem Kilogramm an vermindertem Gewicht 0,1 g CO2 eingespart werden. 

03 - COMPLIANCE05 - RESSOURCENSCHONENDE PROZESSE