Nr. 2016 | 2017
Der online Nachhaltigkeitsbericht

NACHHALTIGE PRODUKTE

Als Entwicklungs- und Technologiepartner von Unternehmen weltweit agiert OTTO FUCHS in einem wettbewerbsintensiven Marktumfeld.

INNOVATIONEN TREIBEN, PROZESSE OPTIMIEREN

Digitalisierung und Automatisierung, die fortschreitende Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Mobilität sowie die zunehmende Bedeutung von Klima- und Ressourcenschutz eröffnen uns und unseren Kunden attraktive Chancen – und stellen uns zugleich vor große Herausforderungen.

Unser strategisches Ziel ist es, unsere Kunden stets mit maßgeschneiderten Produkten und Lösungen auf höchstem Niveau zu versorgen und eine führende Rolle auf dem Markt einzunehmen. Um diesen Anspruch zu erfüllen, unser Kerngeschäft so wirtschaftlich wie möglich zu betreiben und die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens zu stärken, arbeiten wir an der kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen, Werkstoffen und Produkten. Zudem investieren wir konsequent in unsere unternehmenseigene Forschung und Entwicklung sowie in gezielte Innovationsaktivitäten. Der Fokus richtet sich dabei sowohl auf die Produkte selbst als auch auf Werkstoffe, Fertigungstechnologien sowie den Betrieb und die Instandhaltung unserer Anlagen. Unser Anspruch ist es, Qualität und Wirtschaftlichkeit mit Energie- und Ressourceneffizienz zu verbinden und mit unseren Produkten über deren Nutzungsdauer hinweg zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen. Dazu kooperieren wir bei vielen Projekten eng mit Kunden sowie Forschungs- und Entwicklungspartnern.

Innerhalb unseres Unternehmens sind das Innovationsmanagement sowie die Vor- und Serienentwicklung in einen übergreifenden systematischen Prozess integriert, der von der Abteilung Produkt- und Technologieentwicklung in Meinerzhagen gesteuert wird. Eine verstärkte Verzahnung der Entwicklungsaktivitäten an unseren Standorten in Dülken und den USA ist für die kommenden Jahre geplant. Während sich unser Innovationsmanagement ausschließlich mit neuen Themen und zukunftsweisenden Trends auseinandersetzt, haben wir für die Optimierung bestehender Prozesse und Themen bereits vor Jahren unseren Kontinuierlichen Verbesserungsprozess eingeführt. Dieser wird aus zwei Richtungen vorangetrieben: Gemeinsam mit den verschiedenen Unternehmensbereichen definiert, vereinbart und verfolgt die Geschäftsführung konkrete Einsparpotenziale. Darüber hinaus motiviert OTTO FUCHS alle Beschäftigten, eigenständig in ihren Abteilungen und Teams an laufenden Verbesserungen der Produkt- und Prozessqualität zu arbeiten. Unterstützung bieten dabei systematische Methoden und Programme wie Six Sigma, 6A und TOMIS (Team-Orientiertes Mitarbeiter-Instandhaltungs-System).

INTERVIEW

HERR IHNE, HERR KWIATKOWSKI, WAS VERSTEHT OTTO FUCHS UNTER SYSTEMATISCHER PRODUKT UND TECHNOLOGIEENTWICKLUNG?

J. Ihne: Wir zählen dazu alle Schritte von der frühesten Prozessphase im Innovationsmanagement über die Vorentwicklung bis hin zur Serienentwicklung, das geht über alle Ressorts von der Produkt- und Werkstoffentwicklung über die Fertigung bis zum Prüfungs- und Qualitätsmanagement. Auch Simulationen zur Virtual Reality sowie der Betriebsmittelbau, der einen Teil unserer Werkzeuge herstellt, gehören dazu.
L. Kwiatkowski: Das Innovationsmanagement selbst haben wir 2016 eingeführt und mit der bereits bestehenden Vor- und Serienentwicklung zu einem übergreifenden Prozess zusammengeführt. Während der Zeithorizont in der Serienentwicklung etwa ein Jahr umfasst, ist unser Fokus im Innovationsmanagement deutlich weiter nach vorne gerichtet. Wir setzen uns beispielsweise gezielt mit Trends und Technologien unserer Hauptmärkte auseinander und entwickeln daraus neue Forschungsund Entwicklungsideen.

INTERVIEW MIT JÖRG IHNE, PROKURIST UND LEITER DER PRODUKT- UND TECHNOLOGIEENTWICKLUNG DES OTTO FUCHS TEILKONZERNS (RECHTS) UND DR. LUKAS KWIATKOWSKI, LEITER INNOVATION DER OTTO FUCHS KG AM STANDORT MEINERZHAGEN (LINKS).

AUF WELCHE BEREICHE FOKUSSIEREN SIE SICH DABEI?

J. Ihne: Ein wichtiger Bereich sind die Werkstoffe. Da wir eines der wenigen Unternehmen sind, die ihre Werkstoffe zum größten Teil selbst herstellen, bieten sich in der gesamten Prozesskette viele Entwicklungsmöglichkeiten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Fertigungstechnologie. Wir kaufen zum Beispiel unsere Umformmaschinen nicht von der Stange, sondern haben lange Wunschlisten für die Hersteller. Schließlich wollen wir mit unseren Produkten, Leistungen und Prozessen langfristig „Best in Class“ sein. In direktem Zusammenhang damit stehen der effiziente Betrieb und die Instandhaltung unserer Anlagen. Der vierte Bereich sind die Produkte. Hier wird unsere Arbeit in erster Linie durch die Anforderungen unserer Kunden bestimmt, während wir auf der betrieblichen Seite, bei unseren Anlagen und in den Fertigungsprozessen, die Hebel selbst in der Hand haben.

UND WO SETZEN SIE DIESE HEBEL AN?

J. Ihne: Es geht – vereinfacht gesagt – stets darum, den ressourcenschonendsten Prozess zu entwickeln, mit möglichst wenigen Fertigungsschritten, geringem Materialinput und mit einer hohen Ausbringung. Darunter verstehen wir das, was wir an Metall einsetzen im Verhältnis zu dem, was wir an den Kunden ausliefern beziehungsweise was der Kunde in seiner Anwendung einbaut. Je besser das Verhältnis, desto positiver die Energiebilanz.

DIE KUNST BESTEHT ALSO DARIN, DAS GESAMTE BILD IM BLICK ZU BEHALTEN?

J. Ihne: Wir müssen an verschiedenen Stellen ansetzen, um einerseits zukunftsfähige Werkstoffe oder Verfahren zu entwickeln und andererseits jeweils die optimalen Prozesse zu finden. Man kann zum Beispiel das Einsatzgewicht von Teilen reduzieren und dafür mehr Fertigungsschritte einführen. Dann gilt es zu prüfen, was effizienter ist: Durch Reduzierung des Metalls lässt sich zwar eine gute Metallbilanz erzielen, der komplexere Prozess kann aber dazu führen, dass in Summe die CO2-Bilanz über unsere Herstellung hinweg schlechter wird. Hier müssen wir sehr sorgfältig hinschauen und abwägen.

WAS SIND DIE THEMEN, MIT DENEN SICH DIE ENTWICKLUNG UND DAS INNOVATIONSMANAGEMENT VON OTTO FUCHS DERZEIT BESCHÄFTIGEN?

J. Ihne: Inhaltlich ist die Elektromobilität für uns sehr wichtig. Wir setzen uns intensiv mit Konzepten für den Leichtbau auseinander und konzentrieren uns hier besonders darauf, die Vorteile von Aluminium optimal zu nutzen. Im Leichtbau geschieht derzeit sehr viel. Das ist ein technologisch sehr interessanter Bereich, wo wir unsere Kernkompetenzen sehen, uns intensiv einbringen, um die Mobilität der Zukunft mitzugestalten.

L. Kwiatkowski: Ein zentrales Thema für unser Innovationsteam ist der 3-D-Druck, hier sehen wir bereits erste Erfolge. Um künftig optimierte Bauteile in Serie drucken zu können, lassen wir unsere umfassende Werkstoff-, Produkt- und Prozess-Expertise einfließen und betrachten die gesamte Prozesskette. Der Fokus richtet sich dabei auf den Bereich der Luftfahrtindustrie. Wir sind jetzt so weit, dass wir mit Bauteilbeispielen auf erste Kunden zugehen können. Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Ziel ist es jetzt, gemeinsam mit unseren Kunden einen Business Case für den 3-D-Druck zu entwickeln.

KÖNNEN SIE DAS AN EINEM BEISPIEL VERANSCHAULICHEN?

L. Kwiatkowski: Der Tür-Anschlussbeschlag im Flugzeug wird bisher aus Titan geschmiedet. Das Bauteil ließe sich aber auch mit einem 3-D-Druckverfahren herstellen. Der Vorteil dabei ist, dass der Materialeinsatz geringer und damit auch das Gewicht niedriger ist. Das spart Sprit und reduziert somit den CO2-Ausstoß. Wenn man bedenkt, dass dieses eine Teil bis zu hundertmal im Flugzeug verbaut ist, lässt sich das Potenzial schnell erkennen.

INNOVATIONEN AUF DIESE WEISE VORANZUTREIBEN, SETZT NICHT NUR FACHWISSEN VORAUS, SONDERN ERFORDERT AUCH ENORMEN EINSATZ DER TEAMS. WIE WICHTIG IST DAS ENGAGEMENT DER MITARBEITER FÜR DEN ERFOLG?

J. Ihne: Extrem wichtig. Es ist ein elementarer Bestandteil der OTTO FUCHS Philosophie, unsere gesamte Expertise intensiv in die Lösungsfindung einzubinden. Daher arbeiten wir grundsätzlich in interdisziplinären Teams mit einem Mix aus jungen und sehr erfahrenen Mitarbeitern. Speziell für die Innovations- und Entwicklungsarbeit brauchen wir die richtigen Mitarbeiter mit dem richtigen Einsatz – und die haben wir definitiv! In diesem Punkt hat sich bei uns in den vergangenen Jahren viel verändert. Wir kommen aus einer sehr hierarchischen Struktur. Als ich hier angefangen habe, waren es noch die Ressortverantwortlichen, die gesagt haben: „So wirds gemacht!“ Heute entscheiden wir in der Regel zum Beispiel auf Basis von Simulationen gemeinsam im Team. Klar gibt es da mal finale fachliche Entscheidungen der Abteilungsleitungen, dies ist aber die Ausnahme. Wir fordern unsere Mitarbeiter aktiv auf, sich intensiv einzubringen, und geben ihnen dafür die nötige Hilfestellung. Und das wird sehr gut angenommen.

„Es ist ein elementarer Bestandteil der OTTO FUCHS Philosophie, unsere Mitarbeiter intensiv in die Prozesse einzubinden.“ (Jörg Ihne)

KLINGT NACH EINER UMFASSENDEN VERÄNDERUNG BEI OTTO FUCHS ...

J. Ihne: Es ist ein regelrechter Kulturwandel, der in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Wir sind heute mehr als ein exzellentes Fertigungsunternehmen. Wir werden auch als renommierter Entwicklungspartner wahrgenommen. Dafür mussten wir nicht nur sehr gute Arbeit leisten und unsere Kunden überzeugen, sondern vor allem uns selbst immer wieder neu erfinden, unsere Mentalität und unsere Technologie. Dass wir diesen Wandel so erfolgreich gemeistert haben, ist eine großartige Leistung, auf die OTTO FUCHS und alle am Prozess Beteiligten sehr stolz sein können.

L. Kwiatkowski: Deutlich sichtbar wird der Wandel künftig auch in unserem neuen Technologiezentrum am Standort Meinerzhagen. Hier werden ab Herbst 2019 das Innovationsteam, die Vor- und Serienentwicklung sowie der Betriebsmittelbau unter einem Dach zusammenarbeiten. Ein zukunftsweisendes Aushängeschild für das Innovationsunternehmen OTTO FUCHS!

„ Ein zentrales Thema für unser Innovationsteam sind der 3-D-Druck und die Digitalisierung in unserer Branche, hier sehen wir bereits erste Erfolge.“
(Dr. Lukas Kwiatkowski)

Jörg Ihne, Dipl.-Ing. (TH), arbeitet seit 24 Jahren bei OTTO FUCHS. Der studierte Maschinenbauer ist Prokurist und Leiter der Produktund Technologieentwicklung des Teilkonzerns. In dieser Eigenschaft ist Jörg Ihne auch für die Entwicklungsbereiche der Standorte in Paramount, USA, und Dülken zuständig. In Meinerzhagen verantwortet er ein Ressort mit rund 250 Mitarbeitern.

Lukas Kwiatkowski, Dr.-Ing., ist Leiter Innovation der OTTO FUCHS KG. Dieser Bereich wurde 2016 in Meinerzhagen eingeführt und ist in die Produkt- und Technologieentwicklung integriert. Das Team setzt sich mit Trends und Zukunftsthemen der Branche auseinander und entwickelt erste Ideen für innovative Lösungen für Produkte, Prozesse, Werkstoffe und Dienstleistungen.

05 - WESENTLICHKEIT07 - RESSOURCENSCHONENDE PROZESSE